Aus dem Bezirk: Lichtenrade zwischen Wahrzeichen und Zeitgeist

Nun wird erweckt, was jahrzehntelang seinen Dornröschenschlaf im Herzen Lichtenrades hielt. Die "Alte Mälzerei", 1898 im Stile des Neobarock von dem Architekten Wilhelm Walther entworfen und von der "Aktiengesellschaft Schlossbrauerei" errichtet. Prima!
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Wer nun aber in denkmalschutzartige Gefühlsduselei verfällt, sieht sich mit Blick auf die Investitionspläne des Eigentümers schnell ernüchtert. Für die Mälzerei gibt es derzeitig noch gar kein Konzept, lediglich drumherum entsteht ein Einkaufszentrum. Hier geht es um alles, aber nicht um denkmalgerechte Revitalisierung. Hier geht's vor allem um den schnellen Euro am Bahnhof. 
 
Gut, eine Immobiliengesellschaft ist kein Sozialamt und in wirtschaftlich schweren Zeiten kann man sich doch nur freuen, wenn mutige Menschen Arbeitsplätze schaffen!? Stimmt, aber gab es da nicht ein Unverhältnis Verkaufsfläche/Arbeitsplätze bei großflächigem Einzelhandel? Klar, aber schließlich zieht der Einkaufstempel konsumdurstige Menschenströme nach Lichtenrade. Sicher, die werden zwar vornehmlich aus der östlichen Bahnhofstraße abgezogen und dann werden dort alteingesessene Läden schließen und Arbeitsplätze vernichtet, aber es werden bestimmt einige Filialisten wieder einziehen. Das nennt man Strukturwandel!

Aber ein wirklich gutes Argument ist, dem Zeitgeist des Umweltschutzes folgend, wir brauchen nicht mehr nach Gropiusstadt oder Steglitz zu fahren! 
 
Warum der Investor 500 Stellplätze plant, weiß niemand. Vielleicht kann man damit den Truppenübungsplatz der ehemaligen Laubenpieper befrieden. Ok, aber die Qualität der Neubauten und der gewünschten Mieter (Saturn, Deichmann, C&A, McGeiz) macht doch unser Dorf schöner? Die neue Architektur ist derart beschränkt, dass sich die Baukunst vergangener Zeiten hervorhebt. Das nenn ich "gelebter Denkmalschutz". Nicht zuletzt lädt die großzügige Park(platz)landschaft unsere Jugendlichen zu abendlichen Trinkvergnügen ein. Bürgerherz, was willst Du mehr. 
 
Sollte dann noch die ebenerdige Bahntrasse kommen, könnte sich bei Starkregen die Unterführung zu einem idyllischen Weiher anfüllen. Die vorbeieilenden Schnellzüge lassen den auf den als Schallschutzwände deklarierten Kaimauern verweilenden Romantiker von fernen Zielen träumen und das Naherholungs- und Einkaufsparadies wäre perfekt. 
 
Ein Zyniker, der glaubt, Lichtenrade bliebe auf ewig "mittlere Wohnlage". Es geht auch immer noch ein bisschen schlechter. 
 
Gallus Falk 
Stellv. Ortsvorsitzender der CDU Lichtenrade
Herr Frau
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